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Chinchillas – Ernährung und artgerechtes Futter

Veröffentlicht von: Redaktion · Zuletzt aktualisiert: 30.06.2024 · Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Die richtige Ernährung ist besonders wichtig für die Gesunderhaltung von Chinchillas und es gibt vieles, was man dabei falsch machen kann. In diesem Artikel möchten wir deshalb über die artgerechte Ernährung von Chinchillas informieren und erklären, welches Futter für die Nager geeignet ist und was besser nicht auf ihren Speiseplan gehört.

Was bedeutet artgerechte Chinchilla-Ernährung eigentlich?

Beim Konzept der artgerechten Ernährung geht es darum, die natürliche Ernährung der Wollmäuse – wie Chinchillas auch genannt werden – auch auf ihre Haltung als Haustiere zu übertragen. Der Hintergrund dafür ist, dass die Tiere über Jahrtausende an die Nahrung in ihrem natürlichen Habitat angepasst sind und eine Ernährung nach diesem Vorbild deshalb für sie am besten beziehungsweise gesündesten ist.

Die Natur als Vorbild

In freier Wildbahn bewohnen Chinchillas die Bergregionen in den verschiedenen Ländern Südamerikas. Die pelzigen Nagetiere sind an die karge Vegetation im Gebirge angepasst und können in der Natur bei der Auswahl ihrer Nahrung nicht sonderlich wählerisch sein. Die reinen Pflanzenfresser fressen praktisch sämtliche Vegetation, die ihnen in ihrem natürlichen Habitat zur Verfügung steht.

Den größten Anteil ihrer natürlichen Ernährung machen folglich Heu und Gräser aus. Das fasernreiche Futter ist für das Funktionieren der Verdauung der Nager auch unerlässlich. Kräuter, Blüten, Blätter und Zweige gehören in der Natur ebenfalls zu den Hauptbestandteilen der Nahrung und stellen die Versorgung mit Vitaminen und Mineralien sicher und sorgen zudem für Abwechslung im Speiseplan.

Ein artgerechter Speiseplan für Chinchillas

Heu ist das wichtigste Futtermittel überhaupt. Du solltest dafür sorgen, dass den Nagern dieses immer zur Verfügung steht. Da es aus vielen Rohfasern besteht, hält es den Darm der Tiere gesund, nützt aber auch dem natürlichen Zahnabrieb und enthält zudem auch Vitamine und Mineralien. Wenn du einen großen Garten hast, kannst du Heu selbst herstellen, ansonsten solltest du darauf achten, qualitativ hochwertiges Heu zu verfüttern. Dieses erkennst du daran dass es frisch ist, gut getrocknet wurde und über einen würzigen Geruch verfügt.

Ergänzt wird der Chinchilla-Speiseplan durch getrocknete Kräuter, Blüten und Blätter. Von diesen sollten die Tiere jeden Tag bekommen. Am Anfang sollten Chinchillas aber langsam an die wechselnden Kräuter gewöhnt werden, denn die Darmflora reagiert bei vielen Chins recht empfindlich auf Veränderungen im Speiseplan. Erst später kannst du verschiedene Kräuter miteinander mischen und diese dann regelmäßig anbieten.

Du kannst deinen Lieblingen auch Frischfutter anbieten, aber nicht zu oft und auch nur nach einer langsamen Gewöhnung. Gerade im Sommer kannst du täglich frisches Grünzeug für deine Chinchillas sammeln, hauptsächlich Gräser, Kräuter, Blätter oder Blüten.

Hin und wieder sind Obst und Gemüse okay, allerdings nur dann, wenn die Nager keinen Durchfall davon bekommen. Wenn deine Chinchillas Möhren, Pastinaken, Fenchel und Petersilienwurzel ohne Probleme vertragen, spricht nichts dagegen, dieses selten und in kleinen Mengen zu verfüttern, um zusätzliche Abwechslung in den Speiseplan zu bringen. Bedenken solltest du dabei, dass es sich bei diesem Futter um Ergänzungsfutter handelt, das das Hauptfutter (Heu, Kräuter) nicht ersetzen kann.

Pellets können ebenfalls zu einer abwechslungsreichen Ernährung dazu gehören, aber eher notgedrungen. Da in Deutschland oft nicht genügend frische Pflanzen, durch welche der Vitamin- und Nährstoffbedarf gedeckt werden kann, jederzeit zur Verfügung stehen, kann man unter Umständen getrocknete Pellets speziell für Chinchillas anbieten. Viel besser sind aber getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten, denn Pellets enthalten meistens Melasse, Zucker und Getreide, welches die Tiere eigentlich nicht essen sollten, um Krankheiten zu vermeiden.

Zweige sind wichtig, damit Chinchillas ihre Zähne abnutzen können. Diese sollten aber getrocknet sein und vorher gut gesäubert werden. Gespritzte Äste sollten vermieden werden.

Futterliste für Chinchillas

Hier findest du eine Futterliste mit Pflanzen, die sich für die gesunde und artgerechte Ernährung für Chinchillas bestens eignen:

Kräuter und Blüten

  • Brennnesselkraut
  • Dill
  • Disteln
  • Sonnenhut
  • Echinacea
  • Gänseblümchen
  • Hibiskusblüten
  • Kamille
  • Kornbluemnblüten
  • Löwenzahn
  • Liebstöckel
  • Luzerne
  • Malve
  • Melisse
  • Oregano
  • Rosenblüten
  • Ringelblumenblüten
  • Scharfgabenblüten
  • Sonnenblumenblüten
  • Spitzwegerich
  • Topinamur

Zweige und Blätter

  • Apfelbaum
  • Birke
  • Birnenbaum
  • Erle
  • Haselnussstrauch
  • Heidelbeerstrauch
  • Johannisbeerstrauch
  • Linde
  • Pappel
  • Apfelblätter
  • Johannsibeerblätter
  • Birnenblätter
  • Kirschblätter
  • Brombeerblätter
  • Erdbeerblätter
  • Birkenblätter
  • Haselnussblätter
  • Buchenblätter
  • Weidenblätter
  • Pappelblätter
  • Himbeerblätter
  • Lindenblätter
  • Pfefferminzblätter

Früchte und Gemüse

  • Möhren
  • Sellerie
  • Fenchel
  • Pastinaken
  • Hagebutte
  • Apfel

Eigene Futtermischungen herstellen

Wenn du deine Chinchillas schon an verschiedenste Kräuter einzeln gewöhnt hast, kannst du auch eigene Futtermischungen herstellen. Das sorgt für Abwechslung und dafür, dass die Tiere alle notwendigen Vitamine und Nährstoffe erhalten. Wenn du nicht selbst alle Kräuter hast, kannst du auch in einer Apotheke oder im Reformhaus fragen, ob sie dir die entsprechenden Zutaten mischen.

Besonders lecker ist beispielsweise eine Mischung aus 125 g Kamille, 100 g Gänseblümchen, 100 g Rosenblüten, 75 g Löwenzahn, 50 g Brennnessel, 50 g Salbei, 25 g Schafgarbe, 50 g Hagebutte und 50 g Pfefferminze.

Vorsicht bei der Futterumstellung

Chinchillas sind dafür bekannt, eine sehr empfindliche Darmflora zu haben. Eine Futterumstellung sollte deswegen immer nur langsam erfolgen. Wenn man ein neues Chinchilla bei sich aufgenommen hat, muss man es langsam an die andere Fütterung gewöhnen. Besonders gut ist es da, wenn man etwas vom bisherigen Futter vom Züchter mitbekommt und dieses dann langsam durch die neue Nahrung ersetzen kann.

Am Anfang solltest du das gewohnte und das neue Futter miteinander mischen. Zunächst solltest du nur zu etwa 20 Prozent das neue Futter untermischen, in der zweiten Woche kannst du den Anteil auf 30 Prozent erhöhen, in der dritten Woche auf 40 Prozent und so weiter. Nach einigen Wochen kannst du dann nur noch das neue Futter anbieten. Behalte aber gerade in den Wochen der Futterumstellung den Kot der Tiere im Auge, denn so kannst du Probleme bei der Futterumstellung schnell erkennen und entsprechend reagieren.

Häufige Fragen zur Chinchilla-Ernährung

In diesem Abschnitt haben wir ein paar häufiger auftretende Fragen zur Ernährung von Chinchillas gesammelt und kurz und bündig beantwortet.

Was dürfen Chinchillas fressen?

Den Hauptbestandteil einer artgerechten Chinchilla-Ernährung sollte Heu ausmachen, das den Tieren rund um die Uhr zur Verfügung stehen sollte. Für Abwechslung im Speiseplan sorgen getrocknete Kräuter, Blüten oder Blätter. Auch Zweige von Obstbäumen werden gerne genommen und sorgen für einen natürlichen Zahnabrieb. Kleine Mengen Frischfutter in Form von Obst und vor allem Gemüse können den Speiseplan – nach Gewöhnung – ergänzen.

Was dürfen Chinchillas NICHT fressen?

Die oftmals im Zoohandel angebotenen Nagerstangen, Drops und andere Leckerlis sind in der Regel für Chinchillas eher ungeeignet und die Nagetiere reagieren mitunter sehr empfindlich auf die darin enthaltenen Zusätze. Stärke können die Wollmäuse eher schlecht verdauen und im schlimmsten Fall kommt es langfristig zu einer ernsthaften Erkrankung der Tiere.

Zudem sollten auch Obst und Gemüse nicht zu häufig verfüttert werden und nur dann hin und wieder auf dem Speiseplan stehen, wenn deine Lieblinge sie gut vertragen. Ebenfalls vermieden werden sollten Salzlecksteine, denn über das gesunde Futter bekommen Chinchillas genügend Salze und Mineralien. Bei einer artgerechten und damit automatisch vitaminreichen Ernährung kann auch auf andere Futterzusätze verzichtet werden.

Dürfen Chinchillas Erdnüsse essen?

Grundsätzlich dürfen Chinchillas Erdnüsse (und andere Nüsse) fressen. Die in Nüssen enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind sogar ziemlich gesund. Dennoch sollte man bei der Gabe von Erdnüssen und Vergleichbaren Leckereien vorsichtig sein, denn es handelt sich dabei um ein sehr energiedichtes Futter. Bei einer regelmäßigen Gabe besteht also die Gefahr von Übergewicht, was sich negativ auf die Gesundheit der Nagetiere auswirkt.

Dürfen Chinchillas Insekten fressen?

Gelegentlich hört man, dass manche Chinchilla-Halter ihren Lieblingen auch Insekten füttern. Dies ist zwar möglich aber generell unnötig. Chinchillas sind von Natur aus sogenannte Herbivoren, also pflanzenfressende Tiere, die hauptsächlich Kräuter und Gräser zu sich nehmen. Zwar kommt es auch in freier Wildbahn vor, dass die Nager das ein oder andere Insekt mitkonsumieren, allerdings machen sie keine gezielte Jagd auf Insekten. Die regelmäßige Gabe von Insekten entspricht also nicht der artgerechten Ernährung.

Dürfen Chinchillas Mehlwürmer fressen?

Im Grunde gilt hier dasselbe, wie bei der Frage bezüglich Insekten. Manche Chinchillas fressen auch Mehlwürmer, auf einen artgerechten Speiseplan gehören diese allerdings eher nicht. Chinchillas sind von Natur aus Pflanzenfresser und nehmen tierische Kost in freier Wildbahn höchstens zufällig oder bei Nahrungsknappheit zu sich. Eine gezielte Fütterung mit Mehlwürmern, zum Beispiel zur Eiweißversorgung, ist bei einem abwechslungsreichen Speiseplan also unnötig.

Dürfen Chinchillas altes Brot fressen?

Der Mythos, dass hartes Brot gut für den Zahnabrieb bei Nagetieren ist, hält sich sehr hartnäckig. Tatsächlich aber sollten Chinchillas nicht mit altem Brot gefüttert werden. Der Effekt des Zahnabriebs ist nämlich eher minimal, da auch hartes Brot durch Speichel ziemlich schnell aufweicht. Zusätzlich ist im Brot enthaltene Stärke für Chinchillas schwer verdaulich, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Für den Zahnabrieb besser geeignet sind die Zweige von Obstbäumen.

Brauchen Chinchillas Vitamin-Präparate?

Nein. Wenn die Ernährung artgerecht erfolgt und damit auch vollwertig und abwechslungsreich ist, werden die pelzigen Gefährten mit allem versorgt, was sie für ein gesundes Leben benötigen. Eine zusätzliche Gabe von speziellen Vitamin-Präparaten ist dann unnötig.

Benötigen Chinchillas einen Salzleckstein?

Im Rahmen einer artgerechten und abwechslungsreichen Ernährung nehmen Chinchillas genügend Mineralien und Spurenelemente über ihre reguläre Nahrung auf. Einen zusätzlichen Salzleckstein, wie es sie im Zoohandel für Nagetiere gibt, brauchen sie deshalb nicht. Es besteht sogar die Gefahr von gesundheitlichen Problemen, wenn die Tiere über die handelsüblichen Salzlecksteine zuviel Kochsalz aufnehmen.