Die Haltung von Chinchillas sollte möglichst artgerecht erfolgen, denn nur so ist gewährleistet, dass es den Tieren auch als Haustiere an nichts fehlt. Gute Haltungsbedingungen haben einen sehr großen Einfluss auf die Gesundheit der Nager und tragen somit entscheidend zu einem möglichst langem Leben bei. Außerdem macht es viel mehr Spaß, das Verhalten der flauschigen Mitbewohner zu beobachten, wenn es ihnen gut geht. In diesem Artikel erklären wir, was alles zu einer artgerechten Chinchilla-Haltung dazu gehört.
Anschaffung
Die Chinchilla-Haltung beginnt mit der Anschaffung der Tiere. Wer mit dem Gedanken spielt, einen pelzigen neuen Mitbewohner bei sich aufzunehmen, der sollte sich im Vorfeld am besten einige Gedanken dazu machen und zunächst einmal klären, ob die Wollmäuse überhaupt die passenden Haustiere sind. Wir haben einen detailierten Artikel über die Anschaffung erstellt, in dem du weitere Informationen zu diesem Thema findest und zudem erfährst, was es beim Kauf sonst noch zu beachten gilt.
Artgerechte Chinchilla-Haltung
Ist die Entscheidung für die Chinchilla-Haltung gefallen, gilt es als nächstes zu klären, wie eine artgerechte Haltung überhaupt aussieht und was du dafür alles benötigst. Hier wird sich vor allem am Leben der Tiere in freier Wildbahn orientiert, denn bei der artgerechten Haltung geht es darum, die natürliche Lebensweise bestmöglich auf die Haustierhaltung zu übertragen. Dadurch ist gewährleistet, dass es den Chinchillas auch in menschlicher Obhut an nichts fehlt und sie ein glückliches Leben führen können.
Die richtige Haltungsform
Zunächst einmal steht die Frage nach der optimalen Haltungsform im Raum.
Einzelhaltung
Gerade Neulinge in Sachen Chinchilla-Haltung überlegen, ob es nicht besser wäre, erstmal nur einem Chinchilla ein neues Zuhause zu geben. Hintergrund ist meist die Überlegung, dass man sich so besser um das neue Haustier kümmern kann und erstmal das nötige Wissen erlangt, bevor man sich direkt mehrere Tiere zulegt. Obwohl solche Überlegungen vielleicht gut gemeint sind, sind sie für die Tiere jedoch keine gute Idee.
Chinchillas sind sehr gesellige Tiere, die in freier Wildbahn in großen Sozialverbänden zusammenleben und damit quasi immer von Artgenossen umgeben sind. Ein einzelnes Chinchilla zu halten wäre somit alles andere als artgerecht und man tut den pelzigen Nagern mit einer Einzelhaltung eben genau keinen Gefallen. Ganz im Gegenteil, für die Tiere wäre ein isoliertes Leben in Gefangenschaft eine echte Qual. Auch andere Haustiere sind kein Ersatz für einen Artgenonssen!
Paarhaltung
Der natürlichen Lebensweise schon eher entsprechend ist die Paarhaltung, bei der zwei Chinchillas miteinander vergesellschaftet werden. Wichtig ist hierbei, dass das Männchen kastriert ist, da sonst jede Menge ungeplanter Nachwuchs droht. Denkbar ist zudem auch eine gleichgeschlechtliche Haltung von zwei Weibchen oder zwei Männchen. Hier muss man allerdings sehen, wie die Tiere miteinander harmonieren, denn jedes Individuum ist anders. Erfahrungsgemäß sorgt ein großes Platzangebot generell für weniger Stress.
Gruppenhaltung
Am artgerechtesten ist jedoch nach wie vor die Gruppenhaltung. Denkbar ist hier eine sogenannte Haremshaltung, bei der ein kastriertes Männchen und zwei oder drei Weibchen in einem Gehege zusammenleben. Eine solche Zusammensetzung ist am natürlichsten und deshalb üblicherweise stressfrei und unproblematisch. Wir empfehlen sie deshalb auch für Einsteiger.
Ebenso meist relativ unkompliziert ist eine reine Weibchengruppe von drei bis vier Tieren. Hier kommt es nur selten zu Stress und besonders Geschwistertiere vertragen sich meist gut. Eine reine Männchengruppe ist in der Theorie zwar auch möglich, allerdings entspricht eine solche Zusammensetzung eigentlich nicht der Natur und gerade bei der Vergesellschaftung von älteren und jüngeren Böcken kann es zu Aggressionen kommen.
Passende Unterbringung
Chinchillas sind sehr agile Tiere mit einem großen Bewegungsdrang und benötigen dementsprechend eine Menge Platz. Dies solltest du bei der Planung der Unterbringung unbedingt berücksichtigen, genau so wie die Tatsache, dass die Nager einen echten Knabbertrieb haben und am liebsten alles anknabbern. Grundsätzlich hast du bei der Unterbringung verschiedene Möglichkeiten, je nachdem wieviel Platz dir zur Verfügung steht und ob du selbst handwerklich tätig werden möchtest oder nicht.
Chinchilla-Zimmer
Falls der Platz vorhanden ist, ist ein eigens für die Chinchilla-Haltung eingerichtetes Zimmer immer die beste Lösung. Ein Chinchilla-Zimmer kannst du so einrichten, dass die Unterbringung dem natürlichen Lebensraum der Nagetiere bestmöglich entspricht. Das schafft ordentlich Bewegungsfreiheit, Beschäftigungsmöglichkeiten und ein stressfreieres Zusammenleben im Rahmen der Gruppenhaltung.
Chinchilla-Käfige und -Volieren
Chinchillas sind nicht nur gute Kletterer, sondern auch Springer und brauchen deshalb für eine artgerechte Unterbringung auch vertikale Bewegungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund kommt es bei Käfig beziehungsweise Voliere nicht nur auf die Grundfläche an. Jedes Chinchilla sollte mindestens ein Kubikmeter an Raum zur Verfügung stehen. Idealerweise sind Käfig oder Voliere dabei höher als tief.
Ebenso wichtig ist der richtige Standort von Käfig oder Voliere. Chinchillas sind sehr sensible Tiere und besonders anfällig bei Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung. Am liebsten mögen sie eine ruhige Umgebung mit 15 bis 21 Grad Celsius. Geschlossene Rück- und eventuell auch Seitenwände schützen die Tiere vor Zugluft und erhöhen zudem das Sicherheitsgefühl der schreckhaften Nager.
Schrankumbauten und Eigenbauten
Eine weitere Möglichkeit zur artgerechten Unterbringung von Chinchillas sind Schrankumbauten, bei denen zum Beispiel Kleiderschränke in Chinchilla-Unterkünfte umgebaut werden, oder komplette Eigenbauten aus Holz. Hier sind natürlich handwerkliche Fähigkeiten gefragt, aber dafür kannst du der Kreativität freien Lauf lassen und alle Details individuell planen und anpassen. Wenn du dir ein solches Projekt nicht zutraust, so gibt es inzwischen auch einige Anbieter im Internet, die den Bau für dich übernehmen.
Artgerechte Einrichtung
Neben einer ausreichend dimensionierten Unterbringung ist auch die artgerechte Einrichtung dieser entscheidend für den Wohlfühlfaktor der Tiere. Auch bei der Einrichtung orientiert man sich deshalb am besten an der Lebensweise der wuseligen Nager in freier Wildbahn.
Chinchillasand
Chinchillas lieben es, zu baden und so Fellpflege zu betreiben. Da sie auch in freier Natur gerne ein Bad im Sand nehmen, sollte man diesen natürlichen Trieb auch in der Gefangenschaft aufrecht erhalten. Doch Chinchillasand ist nicht gleich Chinchillasand, denn es kann große Qualitätsunterschiede geben.
Artgerechtes Futter
Chinchillas sollten jeden Tag frisches Wasser bekommen und täglich gefüttert werden. In der Natur sind die Wollmäuse reine Pflanzenfresser. Heu ist für sie ein Grundnahrungsmittel und sollte den Tieren deshalb immer zur Verfügung stehen. Zusätzlich benötigen die Nagetiere jedoch auch frische Vitamine, zum Beispiel durch getrocknete Kräuter oder getrocknetes Gemüse.
Im Fachhandel gibt es spezielles Chinchilla-Trockenfutter. Dies ist aber eher als Leckerbissen zu sehen und sollte nicht täglich auf dem Speiseplan stehen. Es ist meist sehr energiereich und kann bei übermäßiger Gabe schnell zu Übergewicht führen. Detailiertere Informationen findest du in unserem Artikel zur artgerechten Chinchilla-Ernährung.
Pflege
Chinchillas sind zwar anspruchsvolle aber relativ pflegeleichte Haustiere. Um die Fellpflege kümmern sich die Nager beispielsweise selbst (siehe Sandbad) und du musst hier für gewöhnlich nicht tätig werden. Die Pflege von Chinchillas besteht deshalb im Wesentlichen aus Füttern, Gehegereinigung und Gesundheitscheck.
Chinchillas richtig herausnehmen
Chinchillas werden in der Natur häufig Beute von Vögeln und haben deshalb eine instinktive Abneigung gegen das Hochnehmen. Dennoch ist es zum Beispiel für die Gesundheitskontrolle oder Gehegereinigung notwendig, dass du sie aus ihrem Gehege herausnehmen kannst. Die Tiere müssen dazu allerdings erst langsam an dich und deine Hand gewöhnt werden, da sie sehr schreckhaft und gleichzeitig sehr agil sind.
Reinigung des Geheges
Die Gehegereinigung zählt neben dem Füttern zu den Hauptaufgaben des Halters. Ein sauberes Gehege ist die Grundvoraussetzung dafür, dass sich die Tiere auch im Rahmen der Haustierhaltung wohlfühlen. Bei hygienischen Mängeln hingegen sind gesundheitliche Probleme nur eine Frage der Zeit.
Jeden Tag solltest du deshalb die Pipi-Ecken reinigen und diese von Kot und Urin befreien. Dabei kannst du direkt auch gleich alte Futterreste entfernen. Weiterhin solltest du auch die Futternäpfe und Trinkflasche am besten täglich reinigen, um eine Keimbildung zu vermeiden.
Eine Grundreinigung des Geheges sollte etwa alle sieben Tage erfolgen. Dabei sollte aber nicht nur das Gehege gereinigt werden, sondern auch die Einrichtung wie Sandbad, Schlafhäuschen oder Sitzbretter. Wenn die Sitzbretter sehr verschmutzt sind, solltest du sie am besten durch neue ersetzen.
Im Zoohandel gibt es einige Mittel, die man als Desinfektionsspray nutzen kann. Achte vor dem Kauf aber darauf, dass diese Mittel nicht giftig für die Tiere sind. Aggressive Reinigungsmittel solltest du hingegen unbedingt vermeiden, da sie für Chinchillas gesundheitsschädlich sein können. Sie sind für gewöhnlich allerdings auch gar nicht nötig, wenn die Reinigung regelmäßig erfolgt.
Häufige Fragen zur Chinchilla-Haltung
Im folgenden Abschnitt haben wir einige häufige Fragen rund um Chinchillas und ihre Haltung aufgelistet und beantwortet.
Sind Chinchillas einfach zu haltende Haustiere?
Leider nein, auch wenn es öfter anders suggeriert wird. Chinchillas gelten als recht anspruchsvolle Haustiere. Die Nager werden bis zu 20 Jahre alt, was eine lange Zeit der Verantwortung bedeutet. Die wuseligen Gesellen sind sehr soziale Tiere, die mindestens paarweise, am besten jedoch in einer Gruppe gehalten werden müssen. Für die Haltung müssen also auch genügend Platz und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Sind Chinchillas für Kinder geeignet?
Chinchillas stellen gewisse Ansprüche an eine artgerechte Haltung und sind deshalb eher keine geeigneten Haustiere für Kinder. Zwar sehen die flauschigen Pelztiere ziemlich niedlich aus, allerdings sind sie auch dämmerungs- beziehungsweise nachtaktiv ziemlich schreckhaft und wollen am Tag lieber in Ruhe gelassen werden. Trotz ihres kuscheligen Aussehens sind Chinchillas auch eher keine wirklichen Kuscheltiere. Da die Nager zudem auch eine Menge Platz benötigen, wäre ein Kinderzimmer ein weniger geeigneter Ort der Unterbringung.
Was benötigt man alles für die Chinchilla-Haltung?
Benötigt werden neben genügend Platz für die Unterbringung ein ausreichend dimensionierter Käfig, eine artgerechte Käfigausstattung (Schlafhäuschen, Sandbad, Schlupfhöhlen, Kletterästen, Sitzbrettern, Heuraufe und Nippeltränke), geeignetes Einstreu, sowie artgerechtes Futter. Auch an ausreichend Nagematerial und frisches Wasser sollte gedacht werden.
Was kostet die Chinchilla-Haltung?
Die Chinchilla-Haltung ist kein wirklich günstiges Hobby. Für die Anschaffung der Tiere muss mit etwa 20 bis 300 Euro pro Chinchilla gerechnet werden. Die Preise variieren dabei je nach Bezugsquelle, Stammbaum oder Farbschlag. Neben den Anschaffungskosten für die Tiere selbst fallen auch weitere einmalige Kosten für Unterkunft (etwa 200 bis 600 Euro) und Ausstattung (etwa 100 bis 200 Euro) an.
Die laufenden Kosten für Futter, Wasser, Sand und Einstreu fallen relativ gering aus und belaufen sich auf etwa 50 Euro pro Monat für zwei Tiere. Nicht vergessen sollte man allerdings auch mögliche Tierarztkosten. Diese hat man meist nicht auf der Rechnung, sie können sich – abhängig von der Erkrankung – allerdings schnell auf mehrere Hunderte Euro aufsummieren.
Kann man ein Chinchilla alleine halten?
Chinchillas sind sehr soziale Tiere, die in der Natur mit ihren Artgenossen in größeren Kolonien zusammenleben. Eine Einzelhaltung ist also definitiv nicht artgerecht und kommt Tierquälerei gleich. Selbst die beste Versorgung und Pflege durch einen Menschen kann den sozialen Kontakt zu anderen Chinchillas nicht ersetzen. Alleine vereinsamen Chinchillas und legen in der Folge oft Verhaltensstörungen an den Tag.
Kann man Chinchillas in der Wohnung halten?
Rein rechtlich gesehen ist die Chinchilla-Haltung in der Wohnung laut diversen Gerichtsurteilen kein Problem und bedarf auch keiner speziellen Erlaubnis des Vermieters, sofern sie in einem normalen Rahmen stattfindet (bis zu 5 Tiere) und niemand durch Lärm oder Geruch belästigt wird. Ob die Haltung von Chinchillas in einer Wohnung Sinn macht steht aufgrund ihres großen Platzbedarfs auf einem anderen Blatt geschrieben. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er den nötigen Platz aufbringen will beziehungsweise kann.
Kann man Chinchillas mit anderen Haustieren halten?
Generell schon, aber nicht zusammen in einem Gehege! Viele haben die Vorstellung, dass sie Chinchillas vielleicht mit anderen Kleintieren wie Hamstern, Meerschweinchen oder Kaninchen in einem Gehege halten können. Eine solche gemischte Vergesellschaftung ist allerdings in keinem Fall möglich, denn die jeweiligen Tiere legen teils völlig unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag und können nicht miteinander kommunizieren.
Kann man Chinchillas zusammen mit Katzen halten?
Katzen nehmen Chinchillas als Beutetier wahr und ein direktes Zusammenleben ist deshalb nicht möglich. Es muss also zumindest eine räumliche Trennung erfolgen, so dass die Katze keine Möglichkeit hat, unbemerkt an die Chinchillas zu gelangen. Ob ein Zusammenleben über einem abgetrennten Käfig möglich ist, hängt auch vom Charakter der jeweiligen Katze ab. Katzen mit ausgeprägten Jagd- beziehungsweise Spieltrieb stellen eine Gefahr dar. Hier sollte man sich die Anschaffung also definitiv überlegen.